Geschichte

Unsere Vereinsgeschichte

Zuhinterst im Entlebuch, dort wo schon bald das Emmental beginnt, liegt Wiggen. Das Dorf in der Gemeinde Escholzmatt hat in volkstümlichen Kreisen einen im wahrsten Sinne klingenden Namen. Dort nämlich ist der bekannte und beliebte Jodler, Komponist und Musiker Franz Stadelmann Dirigent des Jodlerklubs «Alpenglühn», mit welchem er die Basis für sein Schaffen im Chorgesang gelegt hat.

Escholzmatt ist auch heute noch ein typisches Entlebucher Bauerndorf. Arthur Rava als Gründerpräsident des Jodlerklubs Alpenglühn erinnert sich: «Früher war es Brauch, dass man sich am Samstag Nachmittag in der Dorfbeiz am Stammtisch traf und dort eben auch viel gesungen hat, man hat , wie man hier sagt!» Ende der Fünfzigerjahre wurde so eine Runde rätig, dass man doch daraus einen Jodlerklub gründen sollte. Am 30. Dezember 1958 trafen sich deshalb 13 Männer im Restaurant Rosengarten zur Gründerversammlung.
Man nahm sich vor, das Volkslied mit seinen urwüchsigen Jodeln zu pflegen. So sicher, wie man davon ausgehen darf, dass eine grosse Euphorie dabei war, so sicher kann man auch sagen, dass die initiativen Entlebucher nicht voraussehen konnten, dass ihr Klub dereinst zu den wichtigen im ganzen Land zählen wird.

Schon damals gab es in der Gemeinde einen jungen Burschen, der durch seine glockenreine Stimme auffiel: Franz Stadelmann. Sein Bruder war bereits als Gründermitglied des neuen Jodlerklubs, als auch der 17-jährige Franz selber den Wunsch verspürte, dort mitzumachen. Man nahm die Sache sehr ernst, weshalb jeder neue Sänger ganz alleine vor dem Klub vorsingen musste. «Du gloubsch es nid, i ha kes Tönli use brunge», lacht Franz heute.
Als nach knapp sieben Jahren Theodor Zihlmann sein Amt als Dirigent weitergab, übernahm der Escholzmatter Hermann Studer dieses Zepter. Fast wäre ein Weiterkommen des jungen Vereins dann zwei Jahre später gescheitert, war man doch während vier Monaten ohne Dirigenten, und solange fanden im Jahr 1966 auch keine Proben mehr statt. Schliesslich drängte man Franz dazu, diesen Posten doch einzunehmen. Als Klubmitglied und vorläufig noch nicht ausgebildeter Dirigent forderte er kein grosses Honorar. «Ich musste das auch später nie stark erhöhen, weil ich mit diesem Klub meine ganze Jodlerlaufbahn verbinde und die Wigger Jodler auch viel dazu  beigetragen haben, dass ich meine Lieder ausprobieren, wieder verändern und schliesslich auch im Tonstudio aufnehmen konnte», erklärt Franz dankbar. Der Klub erhielt dadurch aber auch viele Auftrittsmöglichkeiten, die ohne Franz sicher nie möglich gewesen wären!  So kann man das Gespann «Jodlerklub Alpenglühn Wiggen – Franz Stadelmann» als musikalische Symbiose sehen, die jetzt schon 48 Jahre überdauert hat.
Der Jodlerklub Alpenglühn Wiggen zählt auch zu jenen Klubs, die den echten Naturjodel pflegen. Ein Klub, der sich dazu befähigt sieht, kann ohne langes Proben einer Melodie die vierstimmige Begleitung singen. Alle Sänger reihen sich harmonisch nach traditioneller Manier ein und bilden gemeinsam einen voll- und wohlklingenden Chorklang. Auf diese Weise sind viele Naturjodel von Franz nicht nur entstanden, sondern auch berühmt geworden.

Die Aufzählung aller Erfolge würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Einige davon aber erwähnen wir hier stichwortartig, und bei manchen wird wohl auch bei Ihnen, sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, ein grosses «Aha» ausgelöst: 1971 wird die erste Schallplatte besungen, die auch die Uraufführung des Liedes «Oh Äntlibuech», die erste Komposition von Franz enthielt. 1978 folgte der erste Fernsehauftritt bei Wysel Gyr’s «Für Stadt und Land» und im gleichen Jahr wird die zweite Schallplatte unter dem Titel «Alpenglühn» besungen.
Zwei Jahre später sind die Wigger Jodler wiederum im Fernsehstudio, um in der zum 20-Jahr-Jubiläum des Jodlerduetts Franz und Vreny Stadelmann gestaltete Sendung «Öisi Musig» aufzutreten. 1982 erscheint unter dem Titel «Am Morge» die dritte Schallplatte mit weiteren Eigenkompositionen von Franz Stadelmann. Im gleichen Jahr spielt sich eine – zumindest aus heutiger Sicht – interessante Episode ab: Der Klub nahm am Jodlerfest in Stans teil und sang dort zum ersten Mal den «Beichle-Jutz». Obwohl der Berner Oberländer Komponist und Jodler Adolf Stähli nach dem Vortrag die Jodler mit dem Satz «Eh, das isch jetzt ou e schöns Jützi gsy» lobte, gaben ihnen die Experten nur die Note «gut». Niemand wusste zu jener Zeit, dass der Beichle-Jutz trotzdem quasi zur Nationalhymne der Jodler im ganzen Land werden wird, der noch heute an jedem Jodlerfest dort erklingt, wo Jodlerinnen und Jodler gemütlich beisammensitzen.
Die Nachfrage nach Auftritten auch an Wochentagen mehrte sich. Da diese nicht mehr von allen Jodlern, die ja alle auch berufstätig waren, bewältigt werden konnten, gründete man 1993 das Jodlersextett. Auch entpuppten sich vier Klubmitglieder als versierte «Schwyzerörgeler» und schon entstand das Schwyzerörgliquartett Alpenglühn. 1994 erscheint die CD «Dankbarkeit».

Vier Jahre später folgte zum 40-Jahr-Jubiläum des Klubs der 5. Tonträger mit dem Lied «Bärgandacht», womit Franz’ Sohn Reto mit dem gleichnamigen Jodellied sein Debut als Liederkomponist gab.
Mit dem im Jahr 2002 erschienenen Tonträger «Wie Zyt vergeit» wurde die beachtliche Reihe der Tonträger-produktionen ergänzt. «Es gab manche Auftritte», ergänzt Toni Schmid, «bei welchen wir wie Könige empfangen wurden. Wir haben von der Sympathie, welche Franz und Vreny überall entgegengebracht wurde, auch profitiert. So kam es sogar vor, dass jeder Jodler anlässlich von auswärtigen Auftritten Autogramme geben mussten!» Trotz all der erfolgreichen Auftritte im ganzen Land muss unbedingt auch erwähnt werden, dass der Jodlerklub Alpenglühn Wiggen immer auch ein einfacher, aber aktiver Dorfverein geblieben ist.
Die Jahreskonzerte sind im kulturellen Leben der Leute im oberen Entlebuch nicht mehr wegzudenken. Aber auch regelmässige Teilnahmen an Jodlerfesten und natürlich auch Vereinsreisen stehen fix im Programm. Dann ergibt sich auch die Gelegenheit, mit ihren Frauen zusammen das Vereinsleben zu geniessen. Diese sind aber beim Singen nach wie vor noch nicht nötig.
Der Jodlerklub schätzt sich glücklich, dass immer noch fünf Jodler die erste Stimme und deren zwei den zweiten Jodel «nehmen». Was in früheren Jahren bei den meisten Jodlerklubs in unserem Land gang und gäbe war, wird heute immer mehr zur Seltenheit – was der Jodlerklub Alpenglühn Wiggen einmal mehr zu einer «seltenen Rasse» profiliert!
Franz Stadelmann wurde für sein umfassendes Schaffen  von allen Seiten geehrt. Ihm wurde schon 1993 der «Goldene Violinschlüssel» verliehen. Franz wurde Ehrenmitglied von Verbänden und Vereinen, und natürlich hat ihn «sein» Jodlerklub Alpenglühn Wiggen 1991 zum Ehrendirektor ernannt.
Man kann deshalb davon ausgehen, dass auch das Jubiläum «40 Jahre Dirigent» beim Jodlerklub Alpenglühn zwar ein seltenes Fest und ein Anlass zur Herausgabe des nunmehr 9. Tonträgers  «40 schöni Jahr» mit 15 Neukompositionen ist, im Gesamten gesehen aber sicher auch nur eine weitere Station im überaus lebhaften Palmares des Vereins sein wird.
Bei uns ist es auch im Winter schön!

Auszug aus dem Bericht
von Hanspeter Eggenberger
Redaktion „Stubete“  April/Mai 2006